Extremismus
In: Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis : Halbjahreszeitschrift, Band 8, Heft 2, S. 55-57
ISSN: 2749-4918
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In: Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis : Halbjahreszeitschrift, Band 8, Heft 2, S. 55-57
ISSN: 2749-4918
Notwithstanding abundant lip-service, the humanities are presently neither sufficiently equipped nor truly willing to engage in trans-philological interdisciplinarity. Institutional key notions as »aesthetic autonomy« and »inexplicability of art« or the taboo of analysing fictional characters psychologically forestall any serious multi-methodological collaboration with psychological and empirical research. If at all, psychological concepts are appropriated and turned around so that »the trauma« in a quasi-religious way is held to contain ontological »truth« and therefore »has to remain incurable and inaccessible to the memory«. The anti-enlightenment latencies of this institutional habitus entail certain risks of research ethics. Nonetheless philological referees' evaluations deem »inner-psychic processes un-researchable« and claim that psychological analyses of literature »violate the artistic character of aesthetic works« and contravene the humanities' »institutional interpretation monopoly«. Redundant humanities' debates entertain exotistic flirtations with the methodologically incompatible natural sciences, more progressive philologists stick to isolated interests as »media-culture studies«, »post-colonialism«, »hyper-textuality« – so does the federal ministry for research and education when proclaiming the »Year of the Humanities« in 2007. Meanwhile psychological analysis of literature is almost extinct academically, and the promising research policies of the EU still have but quite feeble effects in the Germany of re-philologization. Therefore, the author proposes to engage in systematic qualitative-empirical (self-)research on how humanities' institutional and epistemological procedures function. ; Entgegen vielfältiger Lippenbekenntnisse sind die akademisch verfassten Geisteswissenschaften derzeit weder in der Lage noch wirklich Willens, eine auch trans-philologische Interdisziplinarität z.B. mit handlungstheoretischen und psychologischen Fächern zu beschreiten. Wirkungsmächtige institutionelle Topoi der »ästhetischen Autonomie«, der »Unerklärlichkeit der Kunst« oder auch die Tabuisierung von psychologischer Figurenanalyse stehen dem entgegen. Allemal werden psychologische Begriffe quasi-religiös umgebogen, auf dass »das psychische Trauma«, weil ihm ontologische »Wahrheit« innewohnt, »unheilbar« und »dem Gedächtnis unzugänglich« bleiben müsse. Philologische Gutachten halten »innerpsychische Prozesse« für prinzipiell unerforschlich und sehen in Anträgen der psychologischen Literaturforschung den »speziellen Kunstcharakter der Werke« und das »geisteswissenschaftliche Deutungsmonopol« verletzt. Redundante Geisteswissenschaften-Debatten liebäugeln exotistisch mit den methodologisch inkommensurablen Naturwissenschaften oder verweisen auf konjunkturelle Spezialinteressen von »Medien-Kulturwissenschaften«, »Postkolonialismus«, »Hypertextualität« etc. – so auch das Bundesministerium im »Jahr der Geisteswissenschaften« (2007). Mittlerweile ist die Literaturpsychologie in den akademischen Philologien beinahe ausgestorben, und die zukunftsweisende Wissenschaftspolitik der EU bleibt im Deutschland der Re-Philologisierung noch weitgehend wirkungsschwach. Der Autor plädiert deshalb für die systematische organisationsanalytische Erforschung des Selbst-, Gegenstands- und Methodenverständnisses der Geisteswissenschaften mittels qualitativ-empirischer Verfahren.
BASE
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 7, Heft 2
ISSN: 1438-5627
Der Autor nimmt FRICKEs Buch über Zusammenhänge von Literatur, Film und Psychotrauma zunächst zum Anlass, mittels allgemeiner Beobachtungen zur nach wie vor prekären Lage der interdisziplinären Literatur- und Kulturforschung an die Absurditäten der postmodern inspirierten Trauma-Philosophie zu erinnern. Er unterstreicht, wie sehr diese Minderheitenposition insgeheim in den Interpretationsgewohnheiten der angestammten Geisteswissenschaften verankert ist. Diese scheinen sich im Moment in einer epistemologisch nach rückwärts gewandten Phase der Rephilologisierung zu befinden, die dem narrative turn – jener Entwicklung eines fächerübergreifenden Interesses am Erzählen als Basisprozess der menschlichen Psyche und Interaktion – nicht mit der gebotenen methodologischen Konsequenz folgen mag. Vielmehr sind institutionsdynamische Impulse der Abwehr handlungswissenschaftlicher Zugänge und der Entempirisierung und Ontologisierung von psychosozialen Sachverhalten wirksam, die sich neuerdings sogar bei sozialwissenschaftlichen und psychoanalytischen Autor/innen finden. Die psychologisch orientierte Literaturforschung scheint dagegen in ein inneres Exil gedrängt. So legt der nicht germanistisch institutionalisierte FRICKE eine beeindruckende Sammlung von theoretisch und klinisch gut fundierten psychotraumatologischen Literaturkommentaren zu Texten und Filmen der internationalen (Off-) Kanon-Kultur vor. Der Band ist kasuistisch gegliedert und folgt den Rubriken der speziellen Psychotraumatologie. Dass die Interpretation nicht in jedem Fall maximal textnah verfährt, kann bei 23 Titeln nicht ausbleiben; und dass FRICKE entgegen seinem Vorsatz, die "Bewältigungsmöglichkeiten" für traumatische Erfahrungen "in der und durch die Literatur" zu erforschen, kaum rezeptionsästhetische und interaktionsanalytische Überlegungen zur Autor-Text-Leser-Interaktion anstellt, ist verständlich, wenn man den Aufwand einer qualitativ-empirischen, rekonstruktiven Literaturforschung bedenkt. In jedem Fall stellt FRICKE vortrefflich die Relevanz psychotraumatologischer Fragestellungen für das Verständnis von Literatur und Film unter Beweis.
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 7, Heft 3
ISSN: 1438-5627
Es liegt ein Konferenzband vor, der verschiedene Arbeitsfelder der Psychotherapie-, Beratungs- und Sozialforschung in einen narratologischen Rahmen stellt. Dabei nehmen die Autor/inn/en in interdisziplinärer Weise nicht nur auf qualitativ-soziologische und tiefenpsychologische, sondern mitunter auch auf literaturwissenschaftliche sowie gesprächslinguistische Ressourcen Bezug. Die Bandbreite der Einzelprojekte ist groß; sie reicht von der narratologischen Analyse von Psychotherapiesitzungen, von Interviews mit Nachkommen von an Psychosen erkrankten Eltern oder von Tagebuchaufzeichnungen einer unter Schizophrenie leidenden Person bis hin zu einer biografiewissenschaftlichen Untersuchung der lebensgeschichtlichen Verlaufskurve von spezifischen psychopathologischen Symptomen, zu einer genographischen Mehrebenenanalyse der qualitativen Familienforschung. Ferner wird eine tiefenhermeneutische Erzählanalyse von mehrgenerationalen Gesprächskreisen von ehemaligen Anhängern des Nationalsozialismus vorgestellt, die allerdings einer größeren methodischen Transparenz bedürfte; auch erfolgt die Erörterung von interkultureller Kommunikation unter dem psychoanalytischen Aspekt des kulturspezifischen Gegenübertragungswissens. Aus dem organisationspsychologischen Bereich wird über die Entwicklung von Methoden des Erzählens berichtet, die die Weitergabe der für Wirtschaftsbetriebe wichtigen informellen persönlichen Praxiserfahrung fördern. Der Band von LUIF, THOMA und BOOTHE macht das große wissenschaftliche Entwicklungs- und Anwendungspotenzial einer bereichsübergreifenden handlungswissenschaftlichen Narratologie erkennbar, die sich sicherlich zukünftig noch weiterhin theoretisch konsolidieren wird. Ein interdisziplinäres Highlight stellt die Arbeit zweier Literaturwissenschaftler/innen dar, die mit einem gesprächslinguistischen und tiefenpsychologischen Ansatz anhand von Psychotherapie-Transkripten einen überzeugenden Lösungsvorschlag für das Problem des Nachweises von narrativer (In-) Kohärenz vorlegen. Umso mehr erscheint wünschenswert, dass die hier nur indirekt beteiligten Geisteswissenschaften ihren immensen interdisziplinären Nachholbedarf einlösen, zumal ein von Medizinern vorgelegter Beitrag erkennen lässt, wie problematisch die sog. "dekonstruktiven" Ansätze sind.
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 4, Heft 3
ISSN: 1438-5627
Vor dem Hintergrund von theoretischen Korrespondenzen und methodischen Synergien zwischen der qualitativ-soziologischen Narrationsanalyse und dem Erzählbegriff der neueren Psycho- und Beziehungsanalysen sowie der Psychotraumatologie wird das Desiderat eines interdisziplinären handlungstheoretischen Modells von narrativen Prozessen formuliert, das auch für Medien- und Kulturwissenschaften anschließbar ist. Die exemplarische narrativ-biografische Fallstudie untersucht die Interview-Erzählung der Abiturientin Leila, die aktiv und kompetent am schulischen und kulturellen Leben teilnimmt, hinsichtlich ihrer Lebensgeschichte und ihres Medienrezeptionsverhaltens. Psychotraumatologisch beschreibbare Belastungsfaktoren der früh zerrütteten und gewaltlatenten Elternbeziehung und einer auch in der Jetztzeit nicht spannungsfreien Familiensituation werden vor dem Hintergrund einer bis in die Zeit des Nationalsozialismus reichenden familiären Dreigenerationen-Dynamik sichtbar. Während Leilas Vater von irakisch-iranischer Herkunft ist, stammt ihre Mutter von einer vormals gut situierten Königsberger Bürgerfamilie ab, die nach dem zweiten Weltkrieg nach Norddeutschland geflohen war. Die historischen Täter- bzw. Opferaffiliationen der Familie stellen sich in der Präsentation auf unklare Weise dar. Diese verschiedenen psychotraumatologischen Belastungsfaktoren schlagen sich bei Leila zum einen in psychoaffektiven Wahrnehmungs-, Narrations- und Medienhandlungsmustern nieder, die auf dissoziative psychische Dynamiken schließen lassen. Diese werden sowohl in ihrem aktuellen Erzählmodus in der Interviewsituation als auch in der Rekonstruktion ihrer Fernseh- und Lektürenutzung deutlich gemacht. Zum anderen führen die psychotraumatologischen Belastungsfaktoren in Leilas gegenwärtigem sozialen Leben dazu, dass zentrale Freundschaftsbeziehungen ein rekurrentes (projektiv-identifizierendes) Konflikt- und Gewaltgeschehen aufweisen und dass sie in ihrer engagierten schulischen Arbeit einen Misserfolg erleidet. Eine korrespondierende Konfliktdynamik ist auch im (Gegen-) Übertragungsgeschehen zwischen Leila und dem männlichen der beiden InterviewerInnen erkennbar.
In: PRIF Blog
World Affairs Online
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 27, S. 28-34
ISSN: 2194-3621
"Jugendkulturen dienen Heranwachsenden als existentielles lebensweltliches Umfeld, in dem sie Handlungskompetenzen, Geschlechteridentitäten und Konfliktlösungsstrategien entwickeln. Daran lässt sich auch mit Blick auf politische Bildung direkt anknüpfen, wie das Beispiel des Vereins Cultures Interactive zeigt." (Autorenreferat)
In: Politische Bildung: Journal für politische Bildung, Band 13, Heft 2, S. 26-37
ISSN: 2749-4888